Geld und Personal knapp im Tierheim Schkortitz
Ricarda Höfer, Leiterin des Tierheimes in Schkortitz, schaut in der Krankenstation vorbei, wo Saskia Kötz beim Reinigen ist. Die 17-Jährige absolviert hier ein Bundesfreiwilligenjahr.
Quelle: Frank Prenzel
Grimma/Schkortitz. "Es wäre schön, wenn wir irgendwann mal beruhigt ins nächste Jahr schauen könnten", meint Ricarda Höfer mit nachdenklichem Blick. Die 44-Jährige ist Vorsitzende des Tierschutzvereins Muldental und Leiterin des Tierheimes in Schkortitz in einer Person und weiß, wovon sie spricht. Denn es ist ein ständiger Kampf, das Tierheim, das der Verein seit zwölf Jahren im Grimmaer Ortsteil betreibt, am Laufen zu halten. Geld und Personal sind eigentlich immer zu knapp, zum Glück können die Tierfreunde auf zahlreiche Helfer und Spender bauen.
Verstärkung über Bundesfreiwilligendienst
Mitte November hat sich die Situation an der personellen Front mal etwas entspannt. Da traten zwei junge Frauen ihren Bundesfreiwilligendienst in Schkortitz an und stehen seitdem Höfer und den beiden geringfügig Beschäftigten zur Seite. „Das ist eine Erleichterung“, freut sich die 44-Jährige, die im August geheiratet hat und seitdem nicht mehr Keller heißt.
Ricarda Höfer, die Leiterin des Tierheimes Schkortitz, mit der Hündin Claudia.
Quelle: Frank Prenzel
Höfer arbeitet auf Honorarbasis in Schkortitz
Sie selbst verbringt auf Honorarbasis jede Woche 30 bis 40 Stunden im Tierheim und verdient sich ihren Lebensunterhalt noch mit anderen Jobs. Ihr großer Wunsch wären drei gesicherte Vollzeitstellen im Heim. Er bleibt vermutlich eine Illusion.
Dabei wäre Höfer schon froh, wenn der Verein regelmäßig und rechtzeitig über Programme des Jobcenters informiert würde. „Wir müssen uns die Maßnahmen immer mühselig zusammen suchen“, weiß sie zu berichten. In der Vergangenheit waren immer wieder Ein-Euro-Jobber im Tierheim tätig, seit Ende August muss Höfer ohne diese Hilfe auskommen und hofft, ab kommenden Mai wieder aus dem zweiten Arbeitsmarkt schöpfen zu können. Allerdings ist für die Vermittelten schon der Weg ins abgelegene Schkortitz ein Problem. Ohne Auto hat man schlechte Karten.
Fördermitglieder sollen Vollzeitkraft finanzieren
Momentan gibt es Bemühungen, mit Hilfe von Fördermitgliedern wenigstens eine Vollzeitkraft dauerhaft einzustellen. Dafür macht sich die frühere Vereinschefin Silke Hoffmann stark. Die Idee: Die Förderer zahlen einen festen monatlichen Betrag, mit dem die Stelle auf sichere Füße gestellt werden kann.
Der Verein schultert eine enorme Verantwortung und hat zur Aufnahme von Fund- und herrenlosen Tieren mit Grimma, Geithain und Trebsen Verträge signiert. „Wir bewegen im Jahr zwischen 80 000 und 100 000 Euro“, informiert Höfer. „Das ist wie ein mittelständisches Unternehmen.“
Grimma, Geithain und Trebsen zahlen Pauschale pro Einwohner
Eine der Einnahmequellen ist die von den drei Kommunen gezahlte Pauschale von 50 Cent je Einwohner. Dass dies ein Tropfen auf den heißen Stein ist, erklärt die Tierheimchefin an einem eindrucksvollen Beispiel. „Wir bekommen jeden Monat eine Rechnung zwischen 2000 und 3000 Euro vom Tierarzt. Die Pauschale von Grimma reicht also im Jahr für etwa vier solcher Rechnungen.“
Die Kastration der Katzen kostet den Verein rund 4500 Euro im Jahr, bis zu 10 000 Euro müssen für Futter ausgegeben werden – trotz hoher Spendenbereitschaft. „Denn wir brauchen auch regelmäßig Spezialfutter“, erläutert Höfer.
Unterstützung durch Vermittlung und Patenschaften
Neben dem kommunalen Zuschuss dient der Beitrag der derzeit 75 Vereinsmitglieder von jährlich 60 Euro ebenso der Finanzierung des Tierheimes wie Vermittlungsgebühren, Tagespauschalen, Patenschaften und Zuwendungen des Landes für die Kastration. Ohne die Sponsoren, Spender und freiwilligen Helfer aber würde es wohl düster aussehen. Die ständige Geldbeschaffung binde viel Zeit, sagt Höfer. Ihrer Meinung nach müsste in Deutschland bei der Finanzierung der Tierheime ein Umdenken stattfinden. „Das müsste der Bund anders aufziehen, bei den Kommunen brennt es ja auch an allen Ecken und Enden“, betont sie. Die Tierschutzvereine bräuchten jedoch Sicherheit.
100 Bewohner im Tierheim Schkortitz
Ende November waren fast 100 Vierbeiner im Heim zu versorgen. „Wir nehmen alle Tiere auf, die man auch in einer Zoohandlung erwerben kann“, informiert Höfer – vom Nager über den Wellensittich bis zum Hasen. Vorwiegend sind es Hunde und Katzen, die hier Obhut finden. Ihnen stehen zwölf Zwinger und zwei Katzenzimmer mit Auslauf zur Verfügung. Eine Aufnahmestation, eine Krankenstation und ein Freigehege für Nager komplettieren das Haus am Dorfrand, das der Stadt Grimma gehört und in dem früher der Kindergarten untergebracht war.
Ricarda Höfer, die Leiterin des Tierheimes Schkortitz, im Katzenraum.
Quelle: Frank Prenzel
Einen 24-Stunden-Notdienst kann das Heim aufgrund der dünnen Personaldecke aber nicht anbieten. „Wir versuchen, mit Grimma eine Notlösung für 2019 zu finden“, so Höfer.
Klimaanlage für Krankenstation
Grimma "vermietet uns das Grundstück zu freundlichen Konditionen" und sei ein guter Partner, erklärt Höfer. Die Stadt gibt auch Geld für Investitionen. Aktuell fließen 5000 Euro für den Einbau einer Klimaanlage in der Katzen-Krankenstation, 2500 Euro muss der Verein selbst stemmen. "Unser nächstes Projekt ist im neuen Jahr die Sanierung der Futterküche", informiert Höfer weiter und erklärt, dass der Verein im Tierheim für Heizung, Strom, Wasser, Reparaturen und Personal allein aufkommen muss.
Von Frank Prenzel
LVZ